Landtag,
26. Sitzung vom 25.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 61
SozialarbeiterInnen und Menschen, die beispielsweise
in der Parkbetreuung arbeiten, wissen, dass immer mehr junge Erwachsene über
18 Jahren, die aus all diesen Systemen herausfallen, in denen sie bisher
betreut wurden – also in der Parkbetreuung und, und, und –, irgendwie steigende
Probleme haben, dass ihre Situation prekärer wird, natürlich durch die
Arbeitsmarktsituation, aber auch durch ihre Sozialsituation. Hier funktionieren
die Betreuungssysteme, die wir haben, nicht mehr, und wir sollten uns
überlegen, wie wir mit jungen Erwachsenen ab 18 bis 25, für die offensichtlich
nicht wirklich irgendwer zuständig ist, sich das anzuhören, umgehen. Auch in
den Jugendzentren geht es eher nicht mehr darum, das Zusammenleben unter
Jugendlichen zu besprechen und zu erarbeiten, sondern es kommen immer wieder
auch konkrete Anfragen, wie komme ich zu einem Job, wie kann ich mir eine
eigene Wohnung leisten und, und, und. Hier bräuchte es offensichtlich ein
System, um auch die jungen Erwachsenen zu stärken und ihnen mehr anzubieten als
das, was es jetzt gibt, denn die Jugendwohlfahrt oder auch Jugendzentren oder
Ähnliches sind es nicht mehr.
Ich glaube, dass wir uns überlegen sollten, ob wir
junge Menschen, junge Erwachsene wirklich so alleine lassen sollten, bis sie
dann halt als Erwachsene gelten, ob wir sie nicht auch unterstützen sollten.
Das ist auch jene Gruppe von Menschen, denen nachgesagt wird, sie wählen alle
Rechts.
Ich glaube, dass wir hier einen Nachholbedarf haben.
Man sollte sich meiner Meinung nach die Situation dieser jungen Erwachsenen
einmal genau anschauen, um zu sehen, wo die Problemlagen sind, wo man anknüpfen
könnte, und es geht darum, ein Unterstützungssystem oder ein Beratungssystem
anzusiedeln. Es kann nicht nur das Jugend-AMS sein, sondern es braucht da
meiner Meinung nach mehr.
Ich möchte mich noch einmal für diesen Bericht
bedanken und bin schon gespannt auf den nächsten Bericht. – Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Marianne Klicka: Eine weitere Wortmeldung liegt mir von der Frau Abg
Mag Anger-Koch vor. Ich erteile es ihr.
Abg Mag Ines Anger-Koch
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen
und Herren von der Jugend- und Kinderanwaltschaft!
Auch im Namen der ÖVP wollen wir uns herzlich für
Ihren Bericht, Ihre Leistungen und Ihre Arbeit bedanken. Es ist ein sehr
umfangreicher Bericht, aus dem wir ersehen, dass es immer noch Baustellen in
dieser Stadt gibt, die Sie auch sehr gut beleuchten, und dass es doch wichtig
ist, diese Themen so schnell wie möglich aufzugreifen, gerade was den Bereich
der Gewalt untereinander und der Gewalt innerhalb der Familie angeht.
Sie haben sehr gut beschrieben, dass die Zahlen und
Meldungen erschreckend hoch sind und weiter im Steigen sind. Mit dem
gesellschaftlichen Wandel, der auch in Wien passiert, mit den oft harten
Bedingungen, die im persönlichen und wirtschaftlichen Leben der Betroffenen
liegen – etwa die Angst, den Job zu verlieren –, können viele Familien und
gerade auch Erwachsene nicht umgehen. Dann kommen oft noch ein instabiles
Familienverhältnis und Zukunftsängste dazu, was dann für die Erwachsenen einen
erhöhten Stressfaktor ergibt, wodurch es dann eben zu diesen Vernachlässigungen
kommt. Gerade bei den Vernachlässigungen von Kindern sind die Zahlen in den
letzten Jahren in die Höhe geschnellt, genauso auch im Bereich der körperlichen
Misshandlungen, was ja auch in Ihrem Bericht steht. Hier muss schnellsten gegengesteuert
werden.
Und es ist die Stadtregierung ja auch gefordert, hier
Maßnahmen für den Schutz der Kinder zu schaffen.
Wie Sie auch in Ihrem Bericht eruieren, ist es eben
so, dass gerade in der Jugendwohlfahrt – wir haben es ohnedies in der
Budgetdebatte angeschnitten, und meine Kollegin Smolik hat es gerade auch noch
einmal angeschnitten - personelle und finanzielle Ressourcen fehlen, und diese
eigentlich schnellstens zur Verfügung gestellt werden sollen, eben weil der
direkte Kontakt zu den Familien gerade in diesem Bereich sehr wichtig ist, und
es sollte eigentlich vermieden werden, dass Eltern erst im letzten Schritt
ihrer Überforderung und in ihrer Krisensituation den Weg zum Jugendamt und zur Jugendwohlfahrt suchen.
Weiters, was Sie auch in Ihrem Bericht erwähnen,
müssen auf alle Fälle mehr Angebote für Prävention und prophylaktische Arbeit
angeboten werden und was, glaube ich, auch wichtig wäre in der Jugendwohlfahrt,
ist, dass externe Experten die wissenschaftliche Begleitung durchführen.
Worüber ich mich sehr gefreut habe, ist, dass es
durch die Initiative der ÖVP gelungen ist, im Jugendschutzgesetz eine
Novellierung gerade in der Kennzeichnung bei den Computerspielen eine Klarheit
zu schaffen, wie Sie auch im Bericht schreiben, und dass wir da in Wien eine
Vorreiterrolle eingenommen haben. Das freut mich wirklich sehr, vor allen
Dingen, weil sich auch unser Kollege Dr Wolf da sehr bemüht hat, und da muss
ich wirklich dankbar sein, dass Sie das auch so positiv in Ihrem Bericht
erwähnt haben.
Ich denke, es ist wichtig, dass Sie weiterhin eine
tolle Arbeit leisten, dass Sie uns da auch diese Berichte schreiben, denn das
Wichtigste ist, dass wir für die Kinder in dieser Stadt um ihre Zukunft
kämpfen, und ich möchte mich bei allen Beteiligten bedanken. (Beifall bei
der ÖVP.)
Präsident Prof Harry Kopietz: Als
nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau Abg Tanja Wehsely, ich ersuche sie.
Abg Mag (FH) Tanja Wehsely (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Zur Initiative der ÖVP
komme ich dann später, aber es ist lustig.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! (Heiterkeit im
Saal, die Rednerin wendet sich um.) Herr Präsident, wo ist die Frau
Präsidentin? Jetzt habe ich mich schon gefreut. Aber ich freue mich umso mehr,
Herr Präsident. – Danke für das schöne Abzeichen. (Heiterkeit im Saal.)
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