Landtag,
26. Sitzung vom 25.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 61
eine Zuwanderung im erträglichen Maß und eine
gesteuerte Zuwanderung dazu beigetragen hätte, dass wir weniger Kriminalität,
dass wir vor allem weniger Jugendkriminalität in Wien hätten.
Das letzte Thema, das ich ansprechen wollte, das
leider im Bericht wiederum nicht vorhanden ist, ist das Thema Zwangsehe. Es
wurde vorher das Hearing erwähnt, und ich kann dem Herrn Kollegen Oxonitsch nur
zustimmen. Ich glaube auch, dass die beiden Jugendanwälte von den zehn
Personen, die vorgesprochen haben, sicherlich diejenigen waren und sind, die am
besten qualifiziert sind. Aber da muss ich schon auf eine Aussage von Herrn
Dr Schmid verweisen, der, als ich ihn gefragt habe, warum das Thema
Zwangsehe nur einmal erwähnt wurde, nämlich im Bericht vom Jahr 2006 über das
Jahr 2005 und dann nie wieder, gesagt hat, dass das Thema natürlich weiterhin
Brisanz hat und immer wieder Fälle auftauchen, aber dass das Thema von der FPÖ
politisch missbraucht wird.
Ich glaube, das kann es ja wohl nicht sein, dass ein
Thema, nur weil es von uns aus Ihrer Sicht missbraucht wird, obwohl es noch
brisant ist, im Jugendbericht oder im Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft
nicht mehr auftaucht und nicht mehr vorzufinden ist. Denn wozu gibt es so einen
Bericht? Sollen wir uns dann zu allen Themen verschweigen, sollen wir die
Themen politisch nicht mehr verwerten oder unsere Gedanken dazu nicht mehr
äußern? Das kann es wohl nicht sein!
Wenn dieses Thema Zwangsehe, Zwangsverheiratung in
Wien, vor allem im Kinder- und Jugendbereich ein brisantes Thema ist, so hat es
bitte auch in den Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft Eingang zu finden.
(Beifall bei der FPÖ.) Es kann nicht
sein, dass es hier nur deshalb nicht Eingang findet, weil eine Partei, egal
welche, daraus ein politisches Thema macht, und das bitte auch zu Recht. Das
gehört thematisiert. Wir waren auch die Ersten, die es thematisiert haben, und
werden sicherlich von diesem Thema nicht heruntergehen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Zusammenfassend: Wir werden natürlich diesem Bericht zustimmen, wir werden ihn
zur Kenntnis nehmen. Wir bedanken uns nochmals für die Arbeit, die Sie sich
hier angetan haben, und wünschen uns das nächste Mal, dass das brisante Thema
der Zwangsehen wieder Eingang findet in diesen Bericht. (Beifall bei der
FPÖ.)
Präsidentin Marianne Klicka: Ich
ersuche Frau Abg Smolik um ihren Debattenbeitrag.
Abg Claudia Smolik (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Pinterits! Sehr
geehrter Herr Schmid! Meine Damen und Herren!
Auch ich möchte hier namens der grünen Fraktion zur
Wiederbestellung gratulieren, und ich hoffe, dass das Team in den nächsten
Jahren weiterhin so engagiert für die Rechte und Anliegen der Kinder und
Jugendlichen in dieser Stadt eintritt.
Ich möchte mich sehr herzlich bei Ihnen bedanken für
den sehr umfassenden und wieder sehr, sehr guten Bericht, der uns dieses Mal
wieder vorliegt. Ich kann für mich sagen, dass ich zu hundert Prozent teilen
kann, was da in diesem Bericht drinnen steht, und ich hoffe, dass die
Sozialdemokratische Fraktion das auch so sieht und die Anregungen, die ja immer
wieder vorkommen, dann auch ernst nimmt und auch umsetzt.
Da bin ich schon beim ersten Thema, nämlich dem
Kapitel „Gewalt an Kindern", in dem schon ganz klar drinnen steht, was es
braucht, nämlich dass sich die Jugendwohlfahrt weiterentwickeln muss und
sollte, dass wir von diesen „Insellösungen", wie es genannt wird,
wegkommen sollen und ein vernetztes Denken vonstatten gehen muss, um die Kinder
und Jugendlichen wirklich von der Geburt bis ins junge Erwachsenenalter, wie es
in dem Bericht genannt wird, zu begleiten und hier auch ein Netzwerk zu bieten.
Ich finde, das ist ein guter Ansatz, und ich glaube,
man sollte hier vielleicht mit einem Arbeitskreis, mit einer Arbeitsgruppe
beginnen, sich zu überlegen: Wie kann sich Jugendwohlfahrt weiterentwickeln?
Wie kann man das Netzwerk noch besser und aktiver gestalten?
Wenn ich dann auf Seite 7 das Kapitel mit der
Überschrift „Bedarfsorientierte personelle und budgetäre Ressourcen" lese,
so kann ich dem nur zustimmen. Ich möchte darauf hinweisen – ich habe das schon
in der Rechnungsabschlussdebatte erwähnt –, dass wir gerade in der
Jugendwohlfahrt, im Jugendwohlfahrtsbereich nach wie vor Personalknappheit
haben, auch wenn der Herr Stadtrat in der Rechnungsabschlussdebatte diese
Meinung nicht so geteilt hat. Ich glaube, dass wir hier wirklich nicht sparen
sollten. Es muss genügend Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter geben, die die
Arbeit mit den KlientInnen in einer entsprechenden räumlichen Situation und
lange andauernden Zeit erfüllen können, um alle diese Probleme, die Kinder und
Jugendliche haben, auch bewältigen zu können und nicht nur ein kurzes
Abklärungsgespräch machen zu können, weil die Zeit sonst nicht ausreicht und
der nächste Fall schon wartet.
Besonders schlimm habe ich die Geschichte mit dem
Titel „G'sunde Watsch'n" gefunden, weil das kein Einzelfall ist, und das
wissen Sie. Es ist ein Ausdruck dessen, wie Kinder in dieser Stadt behandelt
werden. Wenn man selber Kinder hat und zum Beispiel in einem öffentlichen
Verkehrsmittel unterwegs ist und merkt, wie intolerant die Gesellschaft
mittlerweile Kindern gegenüber geworden ist, die von Kindern einfordert, dass
sie immer nur ruhig zu sein haben, dass sie immer nur sittsam und brav sein
sollen, dann empfinde ich das Beispiel, das hier geschildert wird, nur als die
Spitze des Eisberges, wenn dann ein Kind einer Kindergartengruppe von einem
Fahrgast in der U-Bahn eine Ohrfeige bekommt, nur weil er sich anscheinend
belästigt gefühlt hat.
Das ist unerträglich! So geht es
nicht, und ich glaube, dass wir hier noch sehr, sehr viel Aufklärungsarbeit
leisten müssen, dass die Gesellschaft sich hier bei der Nase nehmen muss. Ich
nehme uns Erwachsene da wirklich schon in die Pflicht, dass wir hier auch
einschreiten, wenn so etwas passiert. Ich merke, wenn ich selber Menschen in
der Straßenbahn darauf hinweise, dass
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