Landtag,
6. Sitzung vom 30.1.2002, Wörtliches Protokoll
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Nach Ihrer Rechnung, Herr Kreißl, wäre der
Monatsbezug des Wiener Magistratsdirektors, noch in Schilling ausgedrückt,
300 000. Ich darf Sie einladen, das Wiener Bezügegesetz zu lesen. Der
Monatsbezug des Magistratsdirektors ist rund 180 000 S, ein bisschen
etwas weniger. (Abg Gerhard Pfeiffer: Und
wie viel plus?) Das Plus gibt es auch nicht! Lest alle das Bezügegesetz!
Lest alle ein wenig darin! Und was von 180 000 2 Prozent ausmachen,
könnt ihr euch alle ausrechnen! Das sind lockere 3 600 S.
Herr Kreißl, ich darf Sie bitten, die Differenz von
3 600 S auf 6 000 S der Caritas Socialis zu überweisen! -
Danke. (Beifall bei der SPÖ. - Abg Harry
Kopietz: Aber bitte monatlich!)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächster ist Herr Abg Dipl Ing Margulies zum
Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Dipl Ing Martin Margulies (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Zurück zur Besoldungsordnung. Ich muss in einem Punkt
vorweg dem Kollegen Hundstorfer Recht geben. Diese Neidgenossenschaft, die
immer kommt und versucht, mit ein paar Spitzengehältern Leute aufzuwiegeln, ist
das Letzte! Wenn man wirklich will, dann soll man sich einmal eine Systemreform
überlegen, soll sich grundsätzlich mit Gehältern auseinander setzen, soll auch
vergleichen, was man in der Privatwirtschaft verdient. Das heißt nicht, dass
ich jedes einzelne Gehalt verteidige, aber ich bin nicht für diesen blanken
Zynismus, dass man auf der einen Seite den Leuten das Geld aus der Tasche zieht
und auf der anderen Seite sich dann hinstellt, um gleichzeitig Leute
aufzuhetzen. (Abg Michael Kreißl: Das ist
dann Neokommunismus!)
Wie das ist, hat Kollege Tschirf wortwörtlich richtig
gesagt. Er hat nämlich für die Bundesebene gesagt, die Bediensteten erhalten am
Jahresende ihren Anteil an der Inflationsrate. Kollege Tschirf, was kann ich
mir um die Inflationsrate kaufen? - Wichtiger wäre ihnen, wenn sie eine
adäquate Gehaltserhöhung erhalten würden. (Abg
Dr Matthias Tschirf: Das bekommen sie doch!) Das haben Sie nicht gemeint,
davon bin ich überzeugt. (Abg Walter
Strobl: Alle zwei Jahre!) Dafür traue ich mir jetzt die Hand ins Feuer zu
legen, dass diese Bundesregierung niemals auf Bundesebene eine Lohnerhöhung auf
Höhe der Inflationsrate am Ende dieses Jahres durchführen wird. Davon bin ich
überzeugt.
Kommen wir zurück zu Wien: Der Kollege Hundstorfer
hat in seiner Rede eindrucksvoll dargestellt, dass er, egal, ob er es formal
ist oder nicht, der Chef der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten, auch der
Chef der Personalvertreter und in Wirklichkeit auch der Chefverhandler seitens
der Gemeinde Wien, seitens des Arbeitgebers, ist. Das ist das große Problem, wenn
der Kollege Hundstorfer hinausgeht und sagt, 2 Prozent sind super. Kollege
Hundstorfer, 2 Prozent sind unter der Inflationsrate! Das hat nichts mit
Populismus zu tun, weil Personalvertretungswahlen sind, sondern Sie haben als
Gewerkschafter zugestimmt. Sie haben wahrscheinlich auch gewusst, wo die
Schmerzgrenze seitens des Arbeitgebers ist. (Abg
Christian Oxonitsch: Das ist meistens so!) Sie vertreten beide. (Berichterstatterin amtsf StRin Mag Renate
Brauner: Wo ist das Problem?)
Renate, das Problem erkläre ich dir gerne! Das große
Problem ist immer, wenn Interessenvertreter, die gleichzeitig verhandeln, auch
im beschlussgebenden Gremium sitzen. Das ist vollkommen klar. (Abg Christian Oxonitsch: Jetzt sind Sie
ganz auf der ÖVP-Linie!) Da geht es nicht um eine formale Regelung, sondern
da geht es darum, dass man in einen Interessenkonflikt kommt. Es würde mich als
Gewerkschafter interessieren, wenn da ein Antrag stehen würde, dass alle
3 Prozent mehr bekommen, was der Kollege Hundstorfer machen würde. Würde
er sagen: "Meine Gewerkschaft hat in zähen Verhandlungen die
2 Prozent ausverhandelt und wir wollen das nicht geschenkt, weil wir
wollen unter der Inflationsrate abschließen?" Oder würde er herausgehen
und sagen: "Super, weil es ist keine Abschaffung der Gewerkschaft, wenn im
Landtag mehr beschlossen wird, als die Gewerkschaft fordert?"
Jetzt komme ich zurück auf die Anträge von ÖVP und
FPÖ, nur damit das ganz klar ist. Wir lehnen diese beiden Anträge ab. (Abg Godwin Schuster: Verlangt man im
Parlament, dass die Funktionäre von Interessenvertretern keine Mandatare sein
dürfen?) - Das Schöne ist, Godwin, ich habe 20 Minuten und daher kann
ich mir es leisten, auf Zwischenrufe einzugehen. (Abg Godwin Schuster: Wir haben keine Redezeitbeschränkung im Landtag!)
Noch schöner, aber ich brauche nicht mehr! (Abg
Michael Kreißl: Das stimmt doch nicht! Wir haben auch hier eine
Redezeitbeschränkung! - Abg Godwin Schuster: Entschuldigung, ich habe mich
geirrt!) Godwin, mehr als die 20 Minuten brauche ich nicht!
Präsidentin Erika Stubenvoll (unterbrechend):
Sind Sie mit Ihrem Beitrag jetzt am Ende oder fahren Sie noch fort, Herr
Abgeordneter?
Abg Dipl Ing Martin Margulies (fortsetzend):
Warum für uns diese Verhandlungen sehr wohl wichtig sind, ist mit der Grund,
warum ich die Anträge von FPÖ und ÖVP jedenfalls ablehne. Es gibt ein Ergebnis
der Verhandlungen und Teile dieser beiden Anträge würden dieses Ergebnis, das
zwischen Gewerkschaft und Gemeinde Wien ausgemacht worden ist, zumindest für
Teile der betroffenen Arbeiternehmer und Arbeitnehmerinnen verschlechtern. Dazu
sage ich, das geht nicht, weil das ist dann die Ausschaltung der
Personalvertretung und der Gewerkschaft.
Der große Unterschied ist, wenn man sagt, als Mindestmaß nimmt
man die Besoldungsordnung zur Kenntnis, aber drückt in Wirklichkeit aus, dass
man als Landtag will, dass zumindest die kleineren und mittleren Einkommen
nicht unter der Inflationsrate abschließen, dann kann man das heute zur
Kenntnis nehmen und sagen, wir verhandeln zumindest bis zu den mittleren
Einkommen noch einmal nach. Dass es in Wien nicht möglich ist, unter einer
sozialdemokratischen Alleinregierung für die Bediensteten der Stadt Wien unter
der Inflationsrate
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