Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 116
man dem Kulturausschuss Quartalsberichte vorlegen
möge.
Der Umbau des Ronacher fällt in das Gebiet. Wir haben
das heute schon diskutiert. Alle drei Oppositionsparteien sind dagegen. Es ist
wirklich ein Wahnsinn zu dem Zeitpunkt, wo man nicht einmal weiß, wohin sich
die Musicallandschaft entwickeln soll, 47,8 Millionen EUR zu investieren,
noch dazu dafür Schulden zu machen und das Ronacher zu einer zweiten riesigen
Musicalbühne umzubauen. Wir haben auch da einen Antrag gestellt, wo wir sagen,
dass einige funktionelle Verbesserungen durchaus gerechtfertigt wären. Wir
haben uns das alle angeschaut. Alles, was den Zuschauerraum und auch Orchestergraben
angeht, was die Kulissen angeht, das wäre gutzuheißen, aber dieser
zweigeschoßige Aufbau mit dieser riesigen Bühne für 100 Personen, wo eine
Freiluftbühne gemacht wird, ist unserer Meinung nach nicht gerechtfertigt. In
diesem Antrag meinen wir, man sollte davon Abstand nehmen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir sind der
Meinung, dass ganz im Gegensatz dazu, in der Innenstadt eine Freiluftbühne zu
machen, wo die Anrainer jetzt schon toben - ich war unlängst dort und da haben
sich viele eingefunden, die verzweifelt sind, dass man just in diese enge
Straße eine Freiluftbühne hineinplanen will -, wir seit vielen Jahren immer
wieder gesagt haben, Wien braucht eine Freiluftbühne und haben immer wieder
angeregt, dass man in Schönbrunn ein Heckentheater einrichten möge. Sie alle
können sich noch an diese wunderbare Tradition "Mozart sieht
Schönbrunn" erinnern. Wir fordern noch einmal, dass man eine Machbarkeitsstudie
macht und dass man eine Freiluftbühne in Schönbrunn macht, weil Freiluftbühnen
brauchen Luft, brauchen Raum und die kann mich doch nicht in die Innenstadt
hineinplanen. Deswegen stellen wir noch einmal einen Antrag, dass man eine
Machbarkeitsstudie macht, um ein Freilufttheater in Schönbrunn zu planen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Ganz kurz jetzt noch mein letzter Antrag, und zwar
geht es um das Figarohaus. Es verging kein Rechnungsabschluss und keine
Budgetdebatte, wo ich mich nicht hier hingestellt und gefordert habe, man möge
doch endlich das Figarohaus sanieren. Das mache ich seit 14 Jahren, habe
ich schon als Bezirksrätin im ersten Bezirk gemacht und habe immer wieder
gesagt, die zwei Stockwerke über der authentischen Mozartwohnung sollten doch
einbezogen werden. Es sollte ein attraktives Mozarthaus gemacht werden.
14 Jahre lang hat man nichts gemacht, hat das
einfach dort stehen lassen. Jetzt greift man endlich die Ideen der
Freiheitlichen auf, es wird jetzt ein Mozarthaus gemacht, aber man muss anscheinend,
weil es nur dann attraktiv ist, "Mozarthaus Vienna" nennen. Jetzt
fragen wir uns, wozu das notwendig ist, weil "Figarohaus" ist
durchaus angebracht. Dort hat Mozart ja "Figaros Hochzeit"
geschrieben. Es ist nicht einzusehen, dass man den Namen der Heimatstadt
Mozarts, Wien, ins Englische übersetzt. Ich finde das einfach lächerlich, dass
man sich so an eine andere Sprache anbiedert und glaubt, dadurch die
Attraktivität zu erhöhen. Deswegen stellen wir den Antrag, dass das Mozarthaus
weiterhin "Mozarthaus" oder "Figarohaus" heißen möge. Auf
jeden Fall finden wir "Mozarthaus Vienna" nicht angebracht. (Beifall
bei der FPÖ.)
Jetzt komme ich noch zu unserer allerwichtigsten Ansage,
was die Kulturpolitik anbelangt, und zwar Identität zu wahren. Martin Walser
hat damals bei der Überreichung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels
gesagt, das sei das Gewissensthema unserer Woche. Ich habe jetzt nur kurz
hineinlesen können, aber Sie, Herr StR Mailath-Pokorny, sind genau der
gegenteiligen Meinung. Sie wollen, dass mehrere Identitäten in dieser Stadt
stattfinden. - Ich sehe, die Lampe
leuchtet, ich muss daher zum Schluss kommen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich sage jetzt,
dass die FPÖ die einzige Partei in Wien ist, die auf dem Gebiet von Kunst und
Kultur die Interessen Wiens vertritt. Wir stehen für einen kulturellen
Reichtum, für eine kulturelle Vielfalt. Wir stehen für die Achtung unseres
kulturellen Erbes. Wir stehen für qualitätsvolle, niveauvolle kulturelle
Bildung unserer Jugend, damit sie den Anforderungen der Zukunft gerecht wird.
Wir stehen für Bewahrung und Identität. Wir sind die einzige Partei in der
Stadt, welche die Heimat bewahren und stärken will, die Traditionen und Werte
achtet, welche die eigenen Kreativen, die eigenen Talente und Begabungen
fördert und damit die Zukunft Wiens zu einer Eigenständigkeit als
Kulturmetropole Wien bewahren und weiter entwickeln will. Die FPÖ ist die
Heimatpartei in Wien. Nachdem sich dieser, unser Wertekatalog in der
Kulturpolitik des absoluten roten Wiens überhaupt nicht wiederfindet, lehnen
wir den Rechnungsabschluss ab! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Woller. - Ich erteile es ihm.
GR Ernst Woller (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Damen und
Herren!
Die Diskussion des Rechnungsabschlusses des
Jahres 2004 gibt uns die Gelegenheit, über die Bilanz der letzten vier
Jahre zu sprechen, und diese Bilanz über die Wiener Kulturpolitik seit 2001 ist
eine sehr erfreuliche. Diese positive Bilanz drückt sich insbesondere einmal in
den Budgetzahlen aus.
Der Rechnungsabschluss des Jahres 2004 war um
13,8 Prozent höher als der Voranschlag. Das heißt, das Kulturbudget ist im
Jahr 2004 um fast 14 Prozent gestiegen. Die Kulturausgaben der Stadt
Wien sind in den vier Jahren von 2001 bis 2004 - das sind die Zahlen des
Rechnungsabschlusses - jeweils von 177 Millionen EUR auf
198 Millionen EUR gestiegen, das ist eine Steigerung in vier Jahren
von 12 Prozent.
Und was noch beachtlicher ist, das ist, dass der
Anteil des Kulturbudgets am Gesamtbudget in diesen vier Jahren von
1,76 Prozent auf über 2 Prozent, nämlich auf 2,08 Prozent,
gestiegen ist.
Das zeigt also, dass die Stadt
Wien in die Kultur investiert, nicht nur in die kulturellen Angebote, sondern
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